Tinder DECODED: was kostet die Suche nach der wahren Liebe?

4 min read
Oktober 31, 2016


Wir haben keine Ahnung. Aber wir wissen, wie man Tinder reverse-engineert, um herauszufinden, was nötig wäre, um ein Startup nachzubauen, das Liebe und Lust monetarisiert.

Weißt du, was dir wirklich gute Einblicke darin gibt, wonach Menschen suchen? Ihre Google-Suchanfragen – im wahrsten Sinne des Wortes.

Laut dem Keyword Planner von Google gibt es monatlich etwa 4.090.000 Suchanfragen rund um das Stichwort „Liebe“. Weitere 55.600.000 Suchanfragen drehen sich um das Thema Sex, und etwa 2.740.000 Suchanfragen beschäftigen sich mit Dating.

tinder app decoded

Kein Wunder also, dass Tinder, das alle drei Bedürfnisse – Liebe, Sex und Dating – bedient, sich von einer simplen „Hot-or-Not“-App zu einem globalen Marktführer mit Millionen aktiven Nutzer:innen entwickelt hat.

Tinder ist Teil der Match Group, zu der auch andere bekannte Dating-Apps wie Hinge oder OkCupid gehören. Bereits 2015 wurde Tinder auf 1,35 Milliarden US-Dollar geschätzt – doch das war nur der Anfang.

Heute sieht die Lage ganz anders aus:

  • Laut Analystenbewertungen, u. a. von Morgan Stanley, wurde Tinder allein im Jahr 2021 auf rund 42 Milliarden US-Dollar geschätzt.
  • Die gesamte Match Group wurde Ende 2021 mit ca. 44,6 Milliarden US-Dollar bewertet.
  • Im Jahr 2025 liegt der Börsenwert der Match Group bei rund 49,6 Milliarden US-Dollar – Tinder ist dabei das Zugpferd und dürfte einen wesentlichen Anteil an dieser Bewertung haben.

Dating ist also längst nicht nur ein gesellschaftliches Phänomen, sondern ein milliardenschweres Business.

Und das Beste? Der Markt wächst weiter. Jedes Jahr zeigen Studien – etwa von Gallup –, dass immer mehr Menschen digitale Wege nutzen, um Verbindungen zu knüpfen. Der Hunger nach Liebe, Lust und Zugehörigkeit bleibt ungebrochen.


Na, bist du jetzt nicht auch neugierig, was es heute bräuchte, um einen Dienst wie Tinder nachzubauen – und sich ein Stück dieses global wachsenden Marktes zu sichern?



Matches und Mismatches managen – so funktioniert’s

Für die Nutzer:innen mag Tinder wie ein endloser Pool potenzieller Dates wirken – doch auf Entwicklerseite bedeutet das vor allem eines: eine riesige Menge an Daten, die effizient verarbeitet, gespeichert und analysiert werden muss.

Die meisten Dating-Apps – darunter auch Tinder – nutzen komplexe Algorithmen, um passende Matches vorzuschlagen. Diese beruhen auf einer Vielzahl von Faktoren: Standort, Interessen, Swipe-Verhalten, Profil-Ähnlichkeiten und vielem mehr. Wer tiefer einsteigen möchte, dem sei übrigens ein sehr guter TED Talk über die Mathematik hinter Matching-Algorithmen empfohlen.

All diese Prozesse laufen im Backend ab – von der Nutzerinteraktion bis hin zur algorithmischen Entscheidungsfindung. Kein Wunder also, dass gerade dieser Bereich einen großen Teil der Entwicklungszeit und -ressourcen in Anspruch nimmt.

Web
BereichPersonentage
Datenbankdesign, API-Design und Erstellung technischer Dokumentation32
Backend95
Deployment25
Frontend15
Gesamt (Personentage)167

Das Innenleben der Apps

Jetzt kommen wir zu dem Teil, den die Nutzer:innen wirklich kennen und lieben: die App selbst.

Viele Dienste unterscheiden sich stark zwischen ihren Android- und iOS-Versionen – ein gutes Beispiel dafür war Vine, das wir letzte Woche analysiert haben. Die Nutzererfahrung variierte je nach Plattform erheblich.

Tinder geht hier jedoch einen anderen Weg: Die App ist auf beiden Plattformen nahezu identisch, sowohl im Design als auch im Funktionsumfang. Ganz gleich ob Android oder iOS – alle Nutzer:innen spielen dasselbe „Swiping-Game“.

Die geschätzte App-Architektur umfasst zwei Hauptmodi:

  • den klassischen Swipe-Modus zum Finden von Matches,
  • und die (inzwischen eingestellte) Funktion Tinder Social, mit der Gruppen gemeinsam ausgehen konnten.

Beide Modi beinhalten sämtliche bekannten Features – von Profilen mit Bildern und Biografien über Swipe-Animationen bis hin zu Superlikes, Boosts und anderen Monetarisierungsfunktionen. Alle „Bells and Whistles“, die man erwartet.

iOS
BereichPersonentage
Login & Registrierung5
Navigation5
Swipe-Ansicht15
Mein Profil15
Chat-Übersicht10
Chat-Fenster40
Profile anderer Nutzer:innen14
Profil bearbeiten15
Einstellungen17
Tinder Plus Bildschirm10
Gesamt (Personentage)146
Android
BereichPersonentage
Login & Registrierung4
Navigation3
Swipe-Ansicht26
Mein Profil13
Chat-Übersicht8
Chat-Fenster26
Profile anderer Nutzer:innen15
Profil bearbeiten12
Einstellungen13
Tinder Plus Bildschirm3
Gesamt (Personentage)123


Was, wenn ich der Idee einfach mal ein “Ja” gebe?

Also, du bist bereit, den Dating-Markt zu erobern? Dann solltest du gut vorbereitet sein.

Wie wir bereits festgestellt haben, würde die Entwicklung eines neuen Tinder-ähnlichen Produkts insgesamt 436 Personentage erfordern – also 313 Arbeitstage, die Entwickler:innen mit der Umsetzung einzelner Features und Module verbringen.

Bei einem Tagessatz von 600 €, wie wir ihn bei DECODE ansetzen, ergibt sich daraus folgendes Entwicklungsbudget:

BereichPersonentagePreis
Web & Back-End167€100.200
iOS146€87 600
Android123€73800
+10% Projektmanagement€26160
Gesamtkosten€287760

Jetzt wandeln wir diese Personentage in eine konkrete Zeitplanung um:

Wenn jeweils zwei Entwickler:innen an iOS, Android sowie am Backend und Web arbeiten, lässt sich das gesamte Projekt in etwa 4,5 Monaten umsetzen.

Ein dediziertes Team, klare Zuständigkeiten – und ein realistischer Zeitrahmen, der eine vollständige Auslieferung innerhalb eines Quartals ermöglicht.

Bereit, nach rechts zu swipen?

Dann ist jetzt der perfekte Moment, um loszulegen.

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Written by

Mario Zderic

Chief Technology Officer

Mario makes every project run smoothly. A firm believer that people are DECODE’s most vital resource, he naturally grew into his former role as People Operations Manager. Now, his encyclopaedic knowledge of every DECODEr’s role, and his expertise in all things tech, enables him to guide DECODE's technical vision as CTO to make sure we're always ahead of the curve. Part engineer, and seemingly part therapist, Mario is always calm under pressure, which helps to maintain the office’s stress-free vibe. In fact, sitting and thinking is his main hobby. What’s more Zen than that?

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